Seelsorgevielfalt statt Priestermangel

Ein Changeprozess im kirchlichen Kontext

Die Fachstelle Altenseelsorge der Diözese Innsbruck feiert das 10 Jahresjubiläum. Als Geburtshelfer gratulieren wir sehr herzlich, freuen uns über die bisherigen Entwicklungen und wünschen euch immer genügend erfrischende Impulse und einen langen Atem.

Zunehmender Geld- und Personalmangel standen 2003 am Beginn der Überlegungen die Seelsorge in Alten- und Pflegeheimen neu zu organisieren. Vorhandene Personalstrukturen – Priester, PastoralassistentInnen und Ordensschwestern – konnten nicht längerfristig finanziert werden. Die Aufgaben und Anforderungen an Seelsorge in den Heimen waren gestiegen. Nicht zuletzt aufgrund des Kostendrucks, unter dem Heime ihre internen Personalressourcen optimieren mussten. Die Ausgangssituation war für viele in der Diözese Innsbruck niederschmetternd. Berechtigte Verlustängste waren weit verbreitet.

In Begleitung der Jochum-Müller OG stellte das Seelsorgeamt Innsbruck eine Projektgruppe mit den relevanten Akteuren und Systempartnern zusammen. Im Laufe des Prozesses gelang es den Blick zu öffnen, verschiedene Sichtweisen hereinzuholen und gemeinsam konstruktiv nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. SeelsorgerInnen, die sich mit den bevorstehenden Veränderungen besonders schwer getan haben, waren maßgeblich an der hohen Qualität des Ergebnisses beteiligt, da sie immer wieder Ansporn für inhaltliche Vertiefungen waren.

Die internationale Recherche in diesem Bereich hat für die Projektgruppe viele Anregungen ergeben, jedoch kein übertragbares Modell für die Diözese Innsbruck.

Konzepteckpfeiler die im Prozess gemeinsam festgelegt wurden:

  • Schaffung einer Struktur für die fachliche Leitung und Entwicklung dieses Bereiches
  • Entwicklung eines Lehrganges für ehrenamtliche SeelsorgerInnen in Alten- und Pflegeheimen
  • Starke Zusammenarbeit durch den Dienstanbieter „Kirche“ mit dem jeweiligen Heimträger durch die Erstellung von Dreiecksvereinbarungen zwischen der jeweiligen ehrenamtlichen SeelsorgerIn, Heimleitung und Fachstelle Altenseelsorge.
  • Schaffung von ansprechenden Rahmenbedingungen für die ehrenamtlichen SeelsorgerInnen.

Auf dieser Basis entstand am Ende eines neunmonatigen Prozesses ein Konzept für die Neuorientierung der Seelsorge in Alten- und Pflegeheimen. Nicht alles, was damals angedacht wurde, ist aufgegangen. Vorallem die ursprünglich geplante regionale Struktur mit Hauptamtlichen SeelsorgerInnen, die die ehrenamtlichen anleiten und begleiten sollten, konnte nicht finanziert werden. Die Freude über das, was in den 10 Jahren gewachsen ist, ist dennoch bei allen Akteuren groß.

  • Die „Fachstelle Altenseelsorge“ betreibt seit 10 Jahren eine kontinuierliche Weiterentwicklung und eine gute fachliche Fundierung.
  • Die ökumenische Ausrichtung des Konzeptes ist in diesem Bereich inzwischen eine Selbstverständlichkeit und die Zusammenarbeit der katholischen und evangelischen Kirche trägt Früchte.
  • In 39 der 64 Heime in Tirol hat sich ehrenamtliche Seelsorge in Alten- und Pflegeheimen etabliert.
  • Mehr als 70 ehrenamtliche Mitarbeitende in der Seelsorge stehen für diesen Dienst mehrere Stunden in der Woche zur Verfügung und haben einen Ausbildungslehrgang absolviert. Der Großteil von diesen Personen ist viele Jahre aktiv.
  • Die laufende Begleitung dieser ehrenamtlich Tätigen SeelsorgerInnen ist gut organisiert.
  • Das Modell dient anderen Diözesen als Vorbild.

 

Bild 10 Jahre Seelsorge_webHeute – 10 Jahre später – sagt die Seelsorgeamtsleiterin, Frau Mag. Elisabeth Rathgeb, dass Seelsorge in den Heimen durch dieses Konzept nicht gekürzt sondern erweitert werden konnte. „Wir haben uns nicht vom Mangel beeinflussen lassen, sondern haben nach zukunftsfähigen Lösungen gesucht. Im Verhältnis zur Ausgangslage sind wir heute in mehr Heimen präsent und können mehr Stunden Seelsorge zur Verfügung stellen.“

Ein Gedanke zu „Seelsorgevielfalt statt Priestermangel“

  1. Lieber gernot,
    Danke fuer diesen bericht.
    Ich bereite gleich eine veranstaltung zum thema „wer leistet in zukunft die (persoenliche) seelsorge vor ort?“ Vor.
    Unser neues leitbild im Erzbistum Paderborn geht genau in die von dir skizzierte Richtung 🙂
    Danke für die Ermutigung!
    Herzliche grüße, Ralf

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